Eins ist: Nach der Vollendung der Persönlichkeit streben.
Eins ist: Den Weg der Wahrhaftigkeit bewahren.
Eins ist: Den Geist der Bemühungen entfalten.
Eins ist: Den respektvollen Umgang hochschätzen.
Eins ist: Sich vor unbesonnenem Mut in acht nehmen.
Jede der fünf Regeln beginnt mit hitotsu, was so viel wie "eins" oder "erstens" bedeutet. Es gibt also kein zweitens, drittens, viertens, fünftens. Dadurch soll deutlich werden, dass alle fünf Punkte gleich wichtig sind.
Die Dojokun werden in Japan am Ende jeder Lehrstunde (keiko) vom höchsten Schülergrad, dem Sempai, aufgesagt und von den anderen Schülern wiederholt. Dann verbeugt man sich in gewohnter Weise: erst nach vorne (Shomen) oder zum Sitz der Ahnen/Götter (Shinza) , dann zum Trainer/ Meister (Sensei) und meistens als dritten Grüß zueinander (Otagai).
Die Dojokun wurden in ihrem heutigen Wortlaut mit hoher Wahrscheinlichkeit von Masatoshi Nakayama und Hidetaka Nishiyama niedergeschrieben. Somit kann man davon ausgehen, dass die hier angeführten Dojokun von Meistern im Umkreis der Japan Karate Association(JKA) formuliert wurden. (gekürzt, Quelle : Schlatt Enzyklopädie)
Bei uns werden diese Werte gern und selbstverständlich mit Leben gefüllt.
Die 20 Regeln des Gichin Funakoshi
Die zwanzig Shōtō-Niju-Kun sind von Funakoshi aufgestellte Verhaltensregeln und vermitteln das Grundprinzip des Karatedō („Weg der leeren Hand“). Sie sollen der Charaktervervollkommnung dienen.
Funakoshi, Gichin (jap. 船越 義珍; * 1868; † 1957) ist der Vater des modernen Karatedō.
Aufgewachsen in Shuri (Okinawa), gilt er als Begründer des heute bekannten japanischen Karatedō (das er in Anlehnung an das Judo seines Vorbildes Kanō Jigorō so benannte). Spätere Schüler benannten das von Funakoshi entwickelte Karate nach dem damaligen Trainingsort „Shōtōkan“ („Shōtō“ war Funakoshis Pseudonym für Gedichte und Kalligrafien, „Kan“ bedeutet Übungshalle) - als erste Organisation wurde als Vereinigung das Shōtōkai („Kai“ bedeutet „Vereinigung“) gegründet, um ihm für seine Lehrtätigkeit in Tokio ein kleines Auskommen zu sichern. Funakoshi selbst benutzte nie den Begriff „Shotokan“, dieser wurde nachträglich von seinen Schülern eingeführt, um sich namentlich anderen Karate-Stilen gegenüber abgrenzen zu können.
Obwohl er nach eigenen Aussagen in der Kindheit eher klein und kränklich war, fing er im Jugendalter unter Meister Asato Yasutsune, einem Karate- und Schwertkampfmeister der Jigen-ryu, und unter Meister Itosu Yasutsune an, Okinawa-Karate zu erlernen. Funakoshi war beruflich als Hauptschullehrer tätig. Trotzdem stellte Karate einen wichtigen Lebensinhalt dar. Er war sehr um die Verbreitung des Karate bemüht. Ihm gelang es, diese Kampfkunst in den Sportunterricht an der Schule zu integrieren, wie es Vorgänger wie Itosu und Higaonna bereits um die vorletzte Jahrhundertwende angeregt hatten.
1922 reiste Funakoshi als Leiter einer Delegation aus Okinawa nach Tokio und stellte dort Karate erstmals der japanischen Öffentlichkeit vor. Aufgrund des großen Interesses blieb er in der japanischen Hauptstadt, um weiter zu unterrichten. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er in Tokio als Hausmeister, Gärtner und Reinigungskraft. Erst nachdem es ihm gelang, Karate in Japan bekannter zu machen, konnte er sich auch von seiner Tätigkeit als Karatelehrer ernähren (Universitätskurse und durch seine Schüler, die sich im "Shotokai" organisierten).
Dabei hielt Funakoshi mit seinen Karate-Kollegen aus Okinawa weiterhin Kontakt und fand Unterstützung bei seinen Kollegen Mabuni Kenwa, Gründer des Shito-Ryu, in Osaka und Miyagi Chōjun, Gründer des Goju-Ryu, in Kyoto ab Mitte der 1920er Jahre.
Die von ihm vertretene Stilrichtung des Karate wurde von seinem Künstlernamen „Shōtō“ (= Pinienrauschen), unter dem er Gedichte schrieb, und seinem ersten richtigen Dōjō Shōtōkan (Haus des Shōtō) abgeleitet. Funakoshi selbst lehnte es ab, sein Karate als eigenen Stil oder gar Shōtōkan-Karate zu bezeichnen. Für ihn gab es nur „ein“ Karate. Es waren seine Schüler, die das Karate ihres Lehrers von dem Karate anderer Schulen abgrenzen wollten.
Seine Einteilung der Formen / Kata nach historischen Ursprüngen in Shorin- und Shorei-Ryu fand nicht überall Zustimmung. Insbesondere in Okinawa musste sich Funakoshi Kritik stellen. Zudem war er durch den japanischen Nationalismus Anfang des 20. Jahrhunderts gezwungen, Schreibweisen und Namen der Formen und Techniken zu „japanisieren“. So benannte er diverse Kata um (z.B. Naifanchi - Tekki) und vereinfachte Schrittformen oder stellte Reihenfolgen aus didaktischen Gründen um (Pinan - Heian). Auch führte er wohl auf Drängen seiner japanischen Schüler zunehmend Partnerübungen ein (Kumite) wie sie es aus dem Schwertkampf gewohnt waren. So wurden auch japanische Begriffe (Shu-Ha-Ri) und Strategien (Sen-no-Sen) eingeführt, die im okinawanischen Karate nicht üblich waren.
Zeit seines Lebens folgte Funakoshi einem strengen Ehrenkodex. So lehnte er es zum Beispiel ab, „schmutzige“ Worte wie Socke oder Toilettenpapier zu benutzen. Auch war Funakoshi ein sehr friedfertiger Mann, der versuchte, den Kampf wann immer möglich zu vermeiden. So gab er zum Beispiel einmal Dieben den Kuchen, den er als Opfergabe für seine Ahnen vorgesehen hatte, nur um den Konflikt mit den beiden ihm wahrscheinlich unterlegenen Männern zu vermeiden. Auch Funakoshi-Senseis Familienangehörige sind oder waren exzellente Karateka wie z. B. Funakoshi Yoshitaka oder die Schauspielerin, Sängerin und Geschäftsfrau Funakoshi Fane.
Quelle:wikipedia